Benjamin Coulter

Ausgerüstet erster Teil


Gewalten der Finsternis

«Bist du aber nicht fromm, so lauert die Sünde vor der Tür, und nach dir hat sie Verlangen; du aber herrsche über sie.» (1 Mo 4,7)
«Der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge.» (1 Pet 5,8)

Ich war 15 Jahre alt. Die ganze Welt stand unter Schock. Vier Passagier Flugzeuge wurden entführt, zwei davon flogen direkt in die beiden Türme des World Trade Centers.

Jemand sandte mir ein Bild. Die Hochhäuser in Brand. Im Rauch war deutlich eine dämonische Fratze zu sehen. Darunter stand der Vers aus Eph 6,12: „Wir kämpfen nicht gegen Fleisch und Blut“, nicht gegen Terroristen, sondern gegen Dämonen. Ich ärgerte mich. Natürlich hatte der Teufel seine Finger im Spiel. Aber wie soll ich diese Bibelstelle mit diesem Bild verstehen? Dass nicht die Terroristen, sondern der Teufel schuld ist an diesem Desaster oder dass die Terroristen selbst Teufel sind? Beides stimmt nicht. Es waren Menschen, Menschen in Fleisch und Blut die zerstörten.
Der Kampf gegen Terrorismus ist natürlich, politisch und militärisch – nicht geistlich.

Aber es gibt einen geistlichen Kampf.
Dieser ist nicht weit weg bei einem Hochhaus in New York.Sondern ganz nah bei uns. Der geistliche Kampf ist nicht gegen Menschen, die uns das Leben schwer machen, sondern gegen den Teufel, der uns dazu bringen will, andern das Leben schwer zu machen.

Es ist dem Teufel nicht genug uns zu terrorisieren. Er will uns verschlingen, das heisst, dass wir Teil von ihm werden, dass wir durch das Böse, welches wir erfahren, selbst böse werden. Davor schützt uns die Waffenrüstung Gottes.


Gürtel der Wahrheit

«Die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit.» (Eph 5,9)

Der erste Teil der göttlichen Waffenrüstung ist die Wahrheit.

Wieso lügen Menschen? Vielleicht um sich selbst einen Vorteil zu verschaffen, oder um sich selbst und andere nicht blosszustellen. Menschen lügen und belügen sich selbst, aus Angst, dass die Wahrheit zu sehr schmerzt und ihre Schwächen aufdeckt.

Die grösste Lüge über die Lüge ist jedoch, dass die Lüge uns schützt. Es ist gerade die Dunkelheit der Lüge, welche der Teufel schamlos ausnützt, um unsere Würde auf jede denkbare Art zu verletzten.

In Offenbarung 12 wird eine Frau im Himmel beschrieben mit dem Mond unter den Füssen und gekleidet mit der Sonne.

Genau so ist Gottes Wahrheit. Zwar zeigt sie auf wo wir Fehler haben aber sie verletzt niemals unsere Würde. Gottes Wahrheit kleidet uns wie die Sonne, sodass uns niemand entblössen kann. Jeder der es versucht, wird verbrennen.

Als Bild für die Wahrheit nennt Paulus den Gürtel.

Dazumal kleideten sich Menschen mit einem losen Tuch. Erst durch den Gürtel sitzt das Kleid fest, sodass man beim Gehen nicht über die eigenen Kleider stolpert, niemand darunter sehen kann und das Kleid auch nicht so leicht vom Leib gerissen wird.

Die Römer hatten einen speziellen Gürtel: den Cingulum. Vorne am Cingulum hingen mehrere Lederstreifen runter. Sie waren mit Metallplatten beschlagen und boten dem Genitalbereich zusätzlichen Schutz. Der römische Gürtel galt als minimale Uniform und musste von Soldaten im Dienst jederzeit getragen werden.

Der Gürtel der Wahrheit ist die Minimaluniform von uns Christen. Wer die Wahrheit nicht trägt, kämpft fürs Reich der Finsternis.


Brustpanzer der Gerechtigkeit

«… dass ich nicht habe meine Gerechtigkeit, die aus dem Gesetz kommt, sondern die durch den Glauben an Christus kommt, nämlich die Gerechtigkeit, die von Gott dem Glauben zugerechnet wird.» (Phil 3,9)

Alle Menschen wollen Gerechtigkeit. Nur sind sie sich selten einig, was das ist. Soziale Gerechtigkeit und individuelle Gerechtigkeit stehen oft im krassen Widerspruch. Und wenn ich etwas persönlich für gerecht halte, heisst das noch lange nicht, dass du es auch gerecht findest.

Als Bild für die Gerechtigkeit nennt Paulus den Brustpanzer. Es ist fast unmöglich den Brustpanzer alleine anzuziehen, du brauchst jemand der dir hilft.

Wenn wir uns auf eigene Gerechtigkeit verlassen, werden wir scheitern.

Ein Beispiel:

Jemand hat etwas über meinen Seelischen zustand gesagt, das aus meiner Sicht völlig unrecht war. Ich dachte: Die Aussage ist nicht richtig und unabhängig davon ist es nicht richtig, dass diese Person überhaupt ein Urteil bildet über mein Innerstes, welches nur Gott sieht.

Zu meiner Schande reagierte ich mit eigener Gerechtigkeit: „Wie du mir, so ich dir“. Mit der exakt gleichen Argumentationslinie bildete auch ich ein Urteil über den seelischen Zustand meines Anklägers. Dadurch konnte mich dieser nicht mehr angreifen. Die Person konnte nicht darauf bestehen recht zu haben, ohne damit einzugestehen, dass ich genauso gut recht haben könnte. Die Person konnte mir auch keine Vorwürfe für mein Verhalten machen, ohne damit das eigene Verhalten zu verurteilen. Ich habe gewonnen gegen Fleisch und Blut aber verloren im Geist.

Meine Gerechtigkeit hat mich geschützt vor weiteren menschlichen Angriffen. Aber innere Verletzung, Bitterkeit, Selbstgerechtigkeit und Stolz hat es eher gefördert. Meine Gerechtigkeit hat mich dazu gebracht, auf die gleiche Weise unrecht zu tun, wie ich erfahren habe. Deshalb fordert uns Paulus auf nicht unsere, sondern die Waffenrüstung Gottes und somit auch die Gerechtigkeit Gottes anzuziehen.

Meine Gerechtigkeit heisst, dass ich alles richtig gemacht habe oder mindestens nicht schlechter als andere. Gottes Gerechtigkeit heisst, dass all mein Unrecht durch Jesus am Kreuz gesühnt worden ist. Wenn mein Herz nicht von meiner Gerechtigkeit, sondern von Gottes Gerechtigkeit umgeben ist, kann es niemand mehr verletzten. Dafür müssten sie zuerst an Jesus vorbeikommen und das kann niemand, nicht mal der Teufel.


Schuhe der Verkündung

«Wie lieblich sind auf den Bergen die Füße der Freudenboten, die da Frieden verkündigen, Gutes predigen, Heil verkündigen, die da sagen zu Zion: Dein Gott ist König!» (Jes 52,7)

«Seid allezeit bereit zur Verantwortung vor jedermann, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die in euch ist.» (1 Pet 3,15)

Das Evangelium, dass Jesus Mensch wurde, um die Kluft zwischen uns und Gott zu überbrücken, er gestorben ist, um unsere Schuld zu sühnen und auferstanden ist, damit die Macht des Bösen bis ins Letzte überwunden ist und auch wir durch Jesus ewiges Leben haben, das ist die frohe Botschaft.

Diese frohe Botschaft zu verkündigen ist der Grundauftrag aller Christen (Mk 16,15; Joh 17,18). Und wenn wir erleben, wie andere dadurch Frieden finden, ist dies auch für uns eine grosse Freude. Neugeborene Christen beleben die ganze Gemeinde!

Interessant ist, dass Paulus im Zusammenhang mit unserem Schutz nicht von der Evangelisation an sich spricht, sondern von der Bereitschaft dazu.

Bist du bereit jemandem von Jesus zu erzählen?

Im Kopf: Weisst du, was du sagen willst?

Im Herz: Sind dir die Menschen wichtig?

Im Geist: Bist du nah bei Gott?

Als Bild für die Bereitschaft, das Evangelium zu verkündigen nennt Paulus die Schuhe.

Im Militär bekam ich oft Anweisung zu meinem Bereitschaftsgrad. Es konnte sein, dass ich zwar schlafen durfte, aber in fünf, drei oder auch nur einer Minute zu vollem Einsatz bereitstehen musste. Für mich war entscheidend, ob ich die Kampfstiefel zum Schlafen ausziehen konnte oder nicht. Kleider, Helm und Waffe konnte ich unter einer Minute anziehen, aber für die Stiefel brauchte ich mehr Zeit.

So brauchen wir auch Zeit, um uns vorzubereiten, wenn wir von Gott erzählen wollen.

Die einfachste Form der Evangelisation ist, wenn du fremde Menschen auf den Strassen oder öffentlichen Plätzen ansprichst. Nicht, weil dort die meisten Menschen bereit sind, das Evangelium zu hören, sondern weil du in dem Fall am ehesten bereit bist, das Evangelium zu verkünden. Bevor du auf die Strassen gehst bist du ziemlich sicher nervös. Du überlegst dir, was du sagen willst, betest für die Menschen, die du noch nicht kennst und für dich, dass Gott dir beisteht.
Wenn du lieber mit Freunden, Nachbarn oder Arbeitskollegen über Gott sprechen möchtest, ist all das auch nötig. Aber dann weisst du nie, wann sich eine Gelegenheit dazu ergibt. Wenn du darauf achtest, werden es fast sicher mehr sein, als du erwartest. Bemerkungen, Fragen oder sogar Spott sind oft direkte Einladungen dazu, von Gott zu erzählen. Aber solche Gelegenheiten sind oft schon nach wenigen Sekunden vorbei. Wenn du dann die Bereitschaft, das Evangelium des Friedens zu verkünden nicht bereits in dir trägst, wirst du solche Gelegenheiten verpassen.

Wie wäre es, wenn wir alle jeden Morgen, wenn wir unsere Schuhe anziehen, kurz innehalten, für Menschen beten, die Gott noch nicht kennen und Gott bitten, dass er uns hilft, ein Zeugnis für sie zu sein?

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